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WZ vom 10.10.2023
Text: Monika Werner-Staude
Foto: Oelbermann Fotografie / Florian Schmidt




In der Beschäftigung mit Landschaft das ausdrücken, was auf der Seele brennt


Der Ilex (europäische Stechpalme) ist ein immergrüner, strauchartig wachsender Baum. Für Andreas Komotzki ist er mehr: Seine Formen, die mal mehr rund, mal wild, mal eckig, mal zeltartig sind, wecken Kindheitserinnerungen. Abgesehen davon, dass die gezackten Blätter das Sonnenlicht wunderbar reflektieren, metallisch silbern schimmern. Ein Effekt, der sich steigern und modellieren lässt, wenn er im Gegenlicht und in Unschärfe festgehalten wird. „Ilex“ heißt eine Ausstellung mit acht Fotoarbeiten, die der Künstler seit Sonntag im Kunstraum Eckart zeigt.


Er sei eher ein Maler, kein Fotograf, sagt der gebürtige Wuppertaler (1963), der visuelle Kommunikation in Düsseldorf studiert, einen Lehrauftrag für Fotografie an der Bergischen Universität inne, mehrere Preise erhalten hat. Schon als junger Mensch habe er gemalt, sich vor allem für die klassische Moderne interessiert. Irgendwann habe er gespürt, nicht geduldig genug für Farbe, Leinwand und Pinsel zu sein. Das spontane Arbeiten bei der Fotografie dagegen kam ihm entgegen. Die digitale Technik drückt für ihn diese impulsive Seite der Fotografie am besten aus. Sie ermöglicht rasche und viele Abbildungen eines Motivs, das er seit einigen Jahren gern in den Wäldern Wuppertals, auf Königs- oder Kaiserhöhe, in Ronsdorf oder Aprath findet. Er gehe einfach raus, mache die Augen auf, entdecke, ohne zu suchen, die Motive springen ihn an. „Ein Wahnsinn, wie viel man an diesen vier Orten sehen kann.“ Zeitaufwendiger und anstrengender sei dagegen dann die Wahl der passenden Abbildung.


Ende der 1980er, Anfang der 90er Jahre begann Komotzki mit seinen Reihungen, deren Themen er nicht nur in der Natur fand. Er schuf Reisebilder, setzte sich mit Heim- und Fernweh auseinander, mit dem Unterwegs- und Fremd-Sein, der Wahrnehmung von Umwelt. Menschen dagegen kamen ihm bisher nicht „vor die Linse“. „Mit Landschaft kann ich alles ausdrücken, was mir auf der Seele brennt. Ich will mich selbst erfreuen und diese Freude weitergeben“, sagt er. In der erzwungenen Ruhe der Coronakrise, die Stille, Muße und Konzentration förderte, intensivierte sich seine fotografische Landschaftsmalerei. Komotzkis erste Aufnahmen im Mai/Juni 2020 hielten naturgemäß die Blütezeit fest, später kam der Ilex hinzu.


Bilder im Zwischenbereich von Fotografie und Malerei


Stets nähert er sich dem Motiv, erfasst es „in latenter Unschärfe, um es in den Griff zu bekommen“, es zu „malen“. Scharfe Fotos gibt es für Komotzki genug, sie drücken nicht das aus, was er sieht, was ihn interessiert. Um dieses Malerische zu intensivieren, bringt er seine Fotos als digitalen Siebdruck auf grundiertes Holz auf, ohne Rahmen, ohne Spiegelungen, aber mit Maserungen, die durch die Behandlung des Untergrundes mit dem Pinsel herrühren. Beim nahen Betrachten der Bilder verschwimmen die Pflanzen zu abstrakten Strukturen, die wie mit dem Pinsel erschaffen wurden.


Insgesamt drei Werkgrupppen, „Nachdenken über Blüthe“, „Ilex“ und „April“ sind so entstanden. „Nachdenken über Blüthe“ wurde im Juni im Kunstraum Eckart gezeigt, wo der Arrenberger schon viele Ausstellungen bestritten hat. Wo er sich kümmert, wo er sein „zweites Atelier“ hat, ganz in der Nähe seiner Wohnung. „April“ soll im April 2024 folgen, der Name greift das Grün des Frühlings, die erste Farbe des Jahres auf. „Ilex“ widmet sich der gleichnamigen Pflanze, die auf fast allen der acht präsentierten Bilder zu sehen ist, es sei „auratisch, wie sich die Lichtschleier magnetisch auf das Motiv legen“, schwärmt der Künstler und erzählt, dass die Arbeit an den drei Werkgruppen Erinnerungen an Kindheitswahrnehmungen, an das Staunen über die Welt, ihre Schönheit, Licht und Poesie hervorbrachte. Die Schönheit der Natur mit ihrem Licht, ihrer Stille sei – in bewusstem Kontrast zur Düsternis des Alltags – ein Angebot an den Betrachter, in eine magische Welt einzutauchen.


Das gilt auch für sein Jahresprojekt „Ein Jahr in Landschaft, Licht und Farbe“, in das die drei Werkreihen münden. Im Januar hat der Fotokünstler losgelegt, macht jeden Tag ein Foto, wählt eines pro Woche aus, das er zusammen mit 51 weiteren Wochenfotos Ende 2024 kompakt präsentieren will, aktuell im Netz schon auszugsweise zeigt. Nachdem er selbst die karge Zeit des Jahresanfangs gemeistert hat, freut er sich gerade auf den farbigen Herbst. Er merkt, dass sich das Projekt verändert, erneuert, sein eigenes Verständnis fördert. „Ilex“ mit seinen acht 75 mal 50 und 120 mal 180 Zentimeter großen Bildern gibt einen Eindruck davon. Die bodentiefen Fenster des White Cube Eckart erlauben schon von draußen einen Vorgeschmack.




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Solinger Tageblatt, Solingen, 12. 02. 2016
Text: Jutta Schreiber-Lenz
Foto: Christian Beier




Künstler fängt tagträumerische Momente mit der Kamera ein


Ab Sonntag stellt Andreas Komotzki seine Fotos in der Galerie SK aus. Die Motive sind nur schemenhaft zu erkennen – wichtiger ist das Gefühl.


Regentropfen auf einer Scheibe: Der Blick des Betrachters erkennt das, was dahinter liegt, nur schemenhaft. Sind es die Konturen von Häusern? Sie bleiben verwaschen: Es ist nicht wichtig. Andreas Komotzki fängt mit seinen fotografischen Arbeiten die „Zwischenmomente im Leben“ ein. Es geht ihm nicht um den scharfen Blick aus dem Fenster, sondern um den nach innen. „Meine Bilder sind Emotion, Träumerei“, sagt der 52-jährige Künstler, der sein Atelier in Wuppertal-Arrenberg hat.


Er sehe sich im Grunde in der Nachfolge impressionistischer Maler, deren Fokus auf Lichtverhältnissen und Atmosphäre lag. Der zeitverlorene Blick ins Ungewisse: Diesen tagträumerischen Moment, den wohl jeder kennt, aber im modernen hektischen Alltag kaum zulassen kann, möchte Komotzki einfangen. Das Motiv sei beliebig. Das Gefühl sei entscheidend. Mitunter entstehen so auch spontane Aufnahmen „aus der Hüfte“, ohne Stativ. Die fünf großformatigen Arbeiten an der langen Wand im Atelier SK der Güterhallen sind ein „Werkblock“, extra für die Ausstellung entstanden, die am Sonntag beginnt und bis zum 13. März zu sehen ist. Dafür hat er das erste Mal sein „Werkzeug“ gewechselt: Die Arbeiten sind digital aufgenommen und erstmalig in Farbe.


Aus über 70 „Slow-Day“-Fotografien präsentiert er in der Galerie SK eine Auswahl: die meisten als „Skizze“ in kleinem Format. Zuvor, beispielsweise in der Serie „Home“, hat Komotzki ausschließlich in Schwarz-Weiß gearbeitet. Der Faktor „Zeit“ fasziniert ihn: Augenblicke einer Lebensreise.




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Rheinische Post, Solingen, 13. 02. 2016
Text: Güdny Schneider-Mombaur
Foto: Stephan Köhlen




Das Verhältnis von Subjekt und Welt


Der Fotograf Andreas Komotzki zeigt in der Galerie SK in den Güterhallen Fensterbilder von subtiler Ästhetik.


Der Bildzyklus „Slow Day“ beschäftigt Andreas Komotzki seit 2013. „Ich schaue und fotografiere seit drei Jahren vorrangig auf und durch die Fensterscheiben meines Ateliers in Wuppertal“, so erläutert der Fotograf sein Arbeitskonzept. Doch nicht der Ort, die Stadtlandschaft im Außenraum, ist Bildmotiv. Komotzki richtet seine Aufmerksamkeit auf das in der Alltagshektik oft Übersehene, Unspektakuläre, Unsichtbare. Er blickt auf die Oberfläche seines Atelierfensters und fotografiert die atmosphärischen Prozesse, die sich je nach Tageszeit, Wetterbedingungen und Lichtgegebenheiten auf dem Glas niederschlagen.


Die Schärfe liegt dabei auf der transparenten Scheibe. Jeder Regentropfen, jeder Kratzer, jedes Staubkorn auf dem Glas hält die Linse der Kamera fest. Der Durchblick auf den dahinter liegenden Außenraum verliert an Relevanz, bleibt unbestimmt, unscharf, malerisch verschwommen. So entstehen emotional geprägte Stimmungsbilder, poetische Momentaufnahmen mit einem anscheinend zeitvergessenen Blick – zum Beispiel auf verregnete Fensterscheiben.


Die großformatigen Fotografien nehmen eine gesamte Wand der Galerie SK in den Güterhallen ein. „Ich liebe das Serielle,“ betont Komotzki. „Das Motiv ist in allen Regenbildern gleich, doch die Menge der Regentropfen und der Grad der Vernebelung, die sich auf der Scheibe absetzt, steigt von einer Ansicht zur nächsten, bis ein fast abstrakter Bildmodus entsteht.“ Der Betrachter spürt das Verstreichen der Zeit.


Komotzkis fotografischer Blick hat Bezüge zum impressionistischen Sehen. Nicht das gegenständliche Motiv ist bedeutungsvoll, sondern die momentane atmosphärische, sich ständig ändernde Erscheinung der Welt auf der Glasscheibe. Entsprechend nähert er seine Fotografien der Malerei an. Um die Leuchtkraft der Farben zu erhalten, verwendet er Pigmentdrucke auf hochwertigem Büttenpapier. Kleinformatige „Bild-Skizzen“, wie er sie nennt, auf Passepartout-Karton gedruckt, wechseln mit großformatigen Arbeiten ab, die durch ihre minimalistische Rahmung hinter Glas den ursprünglichen Eindruck des Fensters für den Betrachter simulieren.


Den digitalen Farbfotografien, die in der Ausstellung gezeigt werden, ging die analoge Schwarz-Weiß- Fotoserie „Home“ voraus. Hier ließ Komotzki die Welt mit Abstand an der Windschutzscheibe seines Autos vorbeiziehen. „Diese Reisebilder sind aufgeladen mit emotionalen Stimmungen von Heim- und Fernweh und führen“, so erklärt der Künstler,„direkt zum Grundthema der aktuellen Ausstellung: dem Verhältnis von Subjekt und Welt.“


Andreas Komotzki, 1963 geboren, studierte visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Düsseldorf und hat seit 2006 einen Lehrauftrag für Fotografie an der Bergischen Universität Wuppertal im Fachbereich Architektur.


2011/12 leitete er das interdisziplinäre Wuppertaler Stadtteilprojekt „Arrenberger Ansichten“, finanziert vom Land NRW. Dort am Arrenberg in Elberfeld befindet sich auch sein Atelier.




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Foto: Bangert




FOTOGRAFISCHES
Andreas Komotzki zeigt fotografische Arbeiten im Best Kunstraum


Unter dem Titel „home“ präsentiert Andreas Komotzki seit gestern seine aktuellen Arbeiten im Best Kunstraum, Ruhrtalstr. 415.


‚Unterwegs und doch zu Hause.‘ Diesen paradoxen Eindruck vermitteln die aktuellen Fotografien von Andreas Komotzki, die im Best Kunstraum dem breiten Publikum präsentiert werden. Der Wuppertaler Fotograf hat ihnen den Titel „das Heim” verliehen, was auf den ersten Blick irritierend ist. Denn zu sehen sind weder heimelig anmutende Innenräume nebst dazugehörigen Bewohnern, sondern Landschaften, Straßen, Häuser oder Silhouetten von Hotels – aus diesem Motivbestand hat Komotzki für seine aktuellen Werke geschöpft.


Auffällig dabei ist, dass die einzelnen Fotografien offensichtlich entstanden sind, während sich der Künstler mit seiner Kamera selbst fortbewegt hat. Das Ergebnis sind Verwischungen, die darauf hindeuten, dass die Aufnahmen unterwegs und keineswegs ‚zu Hause‘ entstanden sind. Es werden Landstriche gezeigt, die keinerlei charakteristische Merkmale vorweisen und eigentlich auf den Betrachter vollkommen eigenschaftslos wirken. „Denn Andreas Komotzki interessiert sich für transitorische Räume, die wir nur sehen, um sie zu durchfahren – und für die Empfindungen, die diese Räume in uns auslösen”, so Susanne Buckesfeld, Kunstmuseum Ahlen, im Katalog über den Künstler.


Musikalisch begleitet wurde die Vernissage von Uwe Juchum und Frank Wilke, die mit Saxophon und Trompete die Gäste unterhielten.
Kunstinteressierte können die Ausstellung während der Öffnungszeiten mittwochs und donnerstags von 16 – 19 Uhr oder nach Vereinbarung besuchen.




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HOME
Fotografische Arbeiten
19. 3. – 22. 4. 2010


Abbildung: home #28, Ausschnitt
Pigmentdruck auf Fotobütten


Best Kunstraum
Ruhrtalstr.415
45219 Essen
Tel. 02054/86428
https://www.peterstohrer.com/kurator/




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Bushaltestellenfoto: Wolf Sondermann
Plakatgestaltung: Peter Klassen


WZ vom 10.09.2009
Text: Valeska von Dolega




Janthur und Komotzki stellen am Islandufer aus


Wuppertal. Tage gibt es, die kann man nicht verbessern, weil sie sowieso schon zu schön sind, um wahr zu sein. Die Sonne scheint, aber es ist nicht zu heiß, denn Baumkronen und gelegentliche Wolken filtern sie auf angenehme Temperaturen herunter – und auch sonst ist alles bestens.


„Home 3“ und „Home 19“ vermitteln Eindrücke solcher Zustände. Beide Fotos stammen von Andreas Komotzki und sind zusammen mit Werken von Georg Janthur unter dem Titel „Heimat hinter Horizonten“ in der Stadtsparkasse am Islandufer zu sehen.


Die Bilder der Wuppertaler Künstler erzählen von der Ferne, Vertrautheit, Unendlichkeit und Sehnsucht, befand Gisela Elbracht-Iglhaut bei der Vernissage in ihrer Einführung. Stille Einsamkeit in Schwarz-Weiß, festgehalten in Komotzkis feinen Fotos, findet sich neben der bunten Farbigkeit, der zwar mit schnellem, dabei aber präzisen Pinselstrichs Janthurs gemalten Bilder, denen Elbracht-Iglhaut „enorme geistige Spannung“ beschied. „Die Farbe lebt, die Landschaft atmet.“


Komotzki scheint seine Kamera stets bei sich zu haben, um auch aus fahrenden Zügen oder Autos fotografieren zu können. Gezeigt werden namenlose Orte, bei denen jeder Augenblick in eine statische Ewigkeit überführt wird. Oft sind das Baumwipfel und Himmel, manchmal sich im Nirgendwo der Ewigkeit befindende Hausdächer oder Meeresimpressionen. Ebenso wie in Janthurs Bildern tauchen Menschen nur vereinzelt auf, die Sehnsucht nach Natur scheint unendlich zu sein, davon berichten seine Bildräume mit kontemplativer Stärke, die Projektionsfläche eigener Emotionalitäten ist.


„Diese Arbeiten sind ein meditatives Erlebnis der eigenen Welt“, sagte Elbracht-Iglhaut. „Die Landschaft ist eine feste Größe in der Gegenwartskunst.“ Ob der Titel wirklich so paradox ist, wie er klingt (Findet sich Heimat nicht vor dem Horizont?) oder sie überall möglich ist, wo man sich heimisch fühlt, darüber können Besucher nun bis zum 30. Oktober beim Betrachten der Schau sinnieren.